Haltung aufrechter Mitglieder einer Gesellschaft, die eigenständig und eigenverantwortlich
zu ihrer Bürgerpflicht stehen, gegen Unrecht aufzustehen und für Betroffene einzustehen.
Im Kleinen für Bedrohte gegen Angreifer. Und im Grossen zum Wohle des Gemeinwesens und seiner Gruppen gegen Willkür von Staats-Dienern und sonstigen Interessen.
Damit auch Staaten diesem Kriterium genügen können, bedürfen sie all dessen, was auch jedem ihrer Bürger zusteht und wohl ansteht: Werte, Haltungen und Prinzipien, die auf ihnen gründen.
Gerade in der Wirtschaft ist Zivil Courage, Mitverantwortung und kollegiales Beistehen der Unternehmer gegenüber anderen Unternehmern und Privat-Initiativen ein Erfordernis, welches als eigentliche Selbstverständlichkeit aktuell besonderer Unterstützung bedarf. Auch dies ist, wie Nachhaltigkeit, ein Mittel gegen die Krise: "Die Verteidigung der offnene Gesellschaft gegen ihre Feinde" ist das stärkste Mittel gegen jede Krise. Und gegen alle Interessen, welche die Krise benötigen, um ihre illegitimen Ziele zu erreichen.
Wer demgegenüber das (Un-) Recht des Stärkeren vor dem Recht schützen will, redet der Zerstörung der Gesellschaft das Wort, mit Methoden, die selbst Raubtieren fremd sind.
Damit eine Zivilgesellschaft, und erst recht eine offene und demokratische Gesellschaft,
funktionieren kann, muss sie gegenüber Unrecht sensibel sein und eine Kultur der Prinzipien pflegen, die allen Anfängen entschlossen wehren.
Für Zivil Courage ist es förderlich, wenn nicht nur einige wenige die Bereitschaft pflegen, das Wort zu ergreifen – und, wo nötig, entschlossen und umsichtig handelnd einzugreifen.
Die Einbettung eigenen beispielhaften Verhaltens gegenüber Unrecht und seinen Anfängen
bezieht ihre Stärke aus der Unterstützung eigenen entschlossenen Handelns durch Andere.
Oft bedarf es aber des Zeichens mutiger Einzelner, damit sich weitere Menschen engagieren.
Und immer müssen die Einzlenen ihre Handlungen möglichst so umsichtig planen und ausführen, dass sie diese notfalls auch allein erfolgreich zuende bringen können. Hierbei kommt ihnen zugute, dass diejenigen, die Unrecht begehen, meist darauf vertrauen, dass ihnen niemand entgegen treten wird.
Eine Kultur der Zivil Courage kann nicht gepflegt werden, ohne verdeckte Ziele und lähmende Wirkung von Paradigmen wie beispielsweise "Political Correctness" genauso zu hinterfragen, wie dreistes Übertreten jeglicher Anstands-Regeln und Gesetze. Das eine bereitet den Boden für das Andere. Wo Political Correctness Anstand lähmt und untergräbt, muss man auch hiergegen aufstehen. Gerade hier ist Zivil Courage gefordert und andererseits darauf angewiesen, durch Anstand über jeden Zweifel erhaben zu sein.
Bei Zivil Courage gelten "erst recht" die immer angebrachte Fragen: Was ist Opportun?
Was kontraproduktiv? Was ist gar lebensgefährlich? Und durch wen?
Letztere Frage erhellt sich möglicherweise durch Reflektion über die alte römische Kriminalisten-Frage danach, welchen Zielen und wessen Interessen die entsprechenden verdeckten Agenden dienen: "Cui Bono?"
Mut ist immer dann zielführend, wenn er weder Übermut noch vergeblich ist.
Viel kann man vom Schachspiel lernen. Einiges auch bei Karl May.
Mindestens so viel von asiatischen Kampfkünsten, denen überdies der Vorteil anhaftet, dass sie mehrheitlich mental von Selbstverteidigung ausgehen.
Namentlich Judo: Der Impetus des gegnerischen Angriffs wird genutzt, um den Angreifer zu Fall zu bringen. Und dann müssen die weiteren Griffe ebenfalls alle sitzen: Der Angreifer ist zu fesseln und ein für alle mal unschädlich zu machen.
Der Vorteil "asiatischer" Selbst-Verteidigung besteht in der mentalen Vorbereitung: Vigilanz und das Wissen, wie worauf zu reagieren ist. Ohne selbst anzugreifen.
Derlei ist allein in Situationen überdeutlicher Angriffsvorbereitungen opportun, um dem anderenfalls unaufhaltbaren Angriff zuvor zu kommen. Ein David darf nicht warten, bevor er sich wert, bis ein Goliath ihn erdrosselt hat.
Der "Sechstage-Krieg" als Resultat des gezielten Präventivschlages, einige hundert Minuten vor dem feindlchen Angriff, ist ein in mehrerlei Hinsicht erhellendes Beispiel:
David kann Goliath nur überraschen, weil er sich für unschlagbar überlegen hält.
Und man muss die Übermacht dort treffen, wo man sie ausser Gefecht setzt.
Mit durchschnittenen Sehnen sind die stärksten Muskeln wirkungslos.
Ohne Nerven auch. Herz Lunge und Hirn mögen dabei noch so stark und unverletzt bleiben. Stimmgewalt wird doch vom Drohgebrüll über Zeter und Mordio zum Wehklagen übergehen.
Derlei martialische Metaphern erscheinen angebracht, um aus ihnen zu lernen.
Gerade für solche Fäle von Zivil Courage, wo die Davids vergleichsweise nur Staubkörner sind.
Immer heisst es: Wehret den Anfängen.
Aber immer so, dass die Wirkung nicht verpufft.
Und immer so, dass, im Sinne des Judo, die Energie des Unrechts von ihrem eigenen Impetus ins Leere gelenkt wird. Oder, noch besser, gegen sich selbst.
Ein wichtiges Element der Zivilcourage ist das Bekanntmachen von Fakten aus Mitverantwortung für das Gemeinwohl.
In der Güterabwägung zwischen angemessener Geheimhaltung und Hinweisen auf himmelschreiendes Unrecht muss im Extremfall auch die Dampffeife für deutliche Warnsignale benutzt werden, um zu verhindern, dass Züge anderenfalls unaufhaltbar auf den Gleisen des Unrrechts weiter rasen und der Kontrolle der Gesellschaft entkommen, um sich gegen sie zu richten.
Sogenanntes "Whistle Blowing" ist im Sinne der Mitverantwortung der Einzelnen für das Grosse Ganze geradezu ein kategorischer Imperativ, dem in entsprechenden Fällen jeder aufrechte Bürger nachkommen muss, um vor sich selbst Respekt haben zu können.
Die Bespiele faschistoiden Terrors von rechts bis links zeigen deutlich, daß Widerstände und leider auch sogenannte Rechtsprechung gegen derlei Offenbarung von Fehlverhalten und Unrecht die Gesellschaft untergraben sollen, respektive der Untergrabung von Anstand, Recht und Ordnung in der Gesellschaft den Weg bereiten.
Gerade wer von "Nestbeschmutzung" spricht, hat meist mehr Dreck am Stecken, als die, die mit Civil Courage für Anstand und Recht eintreten. Verantwortungsvoll. Nicht immer und überall.
Aber immer dann und dort, wo Schweigen Unrecht wäre.
Wer sich bei allem Tun und Lassen fragt, wie es "eigentlich" richtig, oder gar "gottgefällig" wäre, braucht "eigentlich" keine Erklärung für Civil-Courage - und sicher keine Angst vor "Whistle-Blowing" zu haben. Wohl aber ist stets "Vigilanz" angebracht. Auch gegenüber Spionage und Einflussnahmen seitens derer, deren zerstörerische Ziele durch Nachhaltigkeit unerreichbar werden.